Heimia salicifolia (HBK) Link et Otto

Pflanzenbild

Andere Namen:

Sinicuichi, (#23) Abre-o-sol ("Sonnenoeffner", bras. Umgangssprache), Herva da Vida ("Lebenskraut"), (#11) jarilla, sinicuitl, cuauxihuitl, huauchinolli, anchinol, rosilla de Puebla, yerba de las animas, (#32) Sun Opener, (&1) Sinichuiche. (#32, &1)

H. syphillitica DC., Nesaea salicifolia H.B.K., Nesaea syphilitica Steud.;

Abre-o-sol (port. "Sonnenoeffner"), Anchinol, Anchinoli, Chapuzina, Cuauxihuitl (Nahuatl "Wiesenbrand") , Escoba colorada (span. "Bunter Besen"), Escoba de arroyo ("Besen d. Baches"), Escobilla de río, Flor de San Francisco, Garan~ona, Granadilla, Granadillo, Grandadillo, Hachinal, Hanchinal, Hanchinol, Hanchzinoli, Hauchinal, Hauchinol, Hauchinoli, Heimia, Herva de la vida (Port. "Kraut d. Lebens"), Herva de vida, Hierba de San Francisco ("Kraut des Hl. Franziskus"), Hierba jonequil, Huachinal, Huauchinolli (Nahuatl "das Brennen d. Holzes"), Jara, Jara negra, Jarilla, Jarrila, Ko´ssi la´wo, Maajaji lop´om, Maan witsiil (Huastekisch "Gelb sind ihre Blueten"), Penaganaq´te, Quiebra arado, Quiebra yugo, Rosilla de Puebla (span. "Kleine Rose von Puebla"), Sinicuiche, Sinicuichi, Sinicuil, Sinicuilche, Sinicuitl, To: la´Gaik, Witlat lek´e, Xonecuili, Xonecuite, Xoneculli, Xoneguilchi, Xonochilli, Xonocuili (Nahuatl "verdrehter Fuss"), Yerba de las animas (span. "Kraut der Seelen"). (#92/206)

Inhaltsstoffe:

Alkaloide: Cryogenin, (#23, #32) Heimin, Lythrin, Lythridin, Sinin, Vesolidin, Cryofolin. Cryogenin hat vermutlich die staerkste pharmakologische Wirkung. Es ist anticholinerg, sedierend und krampfloesend. Die Wirkung des Reinalkaloids ist jedoch anders als die des fermentierten Sinicuiche-Trankes. (#32)

C. Raetsch schreibt in seinem spaeteren Monumentalwerk "Enzyklopaedie der psychoaktiven Pflanzen." folgendes ueber die Inhaltsstoffe der Pflanze:

Der Strauch enthaelt die Chinolizidinalkaloide Lythrin, Cryogenin, Heimin, Sinicuichin, Anelesin, Heimidin, Lyfolin, Dehydrodecodin, Abresolin, Demettyllasubin-I und -II, Epidemethocyabresolin, Sinin, Lythridin, Vesolidin und Cryofolin. Das Cryogenin gilt als Hauptalkaloid mit anticholinerger und krampfloesender Wirkunmg. Die 4 am besten erforschten Alkaloide sind Cryogenin, Lyfolin, Lythrin und Nesidin. Die biologische Vorlaeufersubstanz ist Phenylalanin.
In den Blaettern sind 15% Tannin, 9% Bitterstoffe und 14% Harz enthalten. Die Wurzeln und Samen sind frei von Alkaloiden.
(#92/268)

Aussehen:

60-180cm hoch, entfaltet lanzettliche, 2-9cm lange Blaetter. (#11)

Duennes, verzweigtes Aussehen, trockenheits- und kaeltetolerant, soll aber vor ordentlichen Froesten geschuetzt werden. Gute Heckenpflanze oder gruppiert in Toepfen. Liebliche, verschlungene, gelbe Blueten. Einfach aus Samen zu ziehen: verstreue duennlich auf der Oberflaeche, filtriertes Licht, verhindere das Austrocknen waehrend des Spriessens. Pikiere jung. (&1)

Der ausdauernde, krautartige Strauch kann ueber 3m hoch wachsen, hat viele verholzte Staemme u. schmale, 2-9cm lange, weidenartige Blaetter. Die gelben Blueten (2cm breit) haben 6 Bluetenblaetter und stehen meist in Paaren in den Blattachseln. Die gerippten Fruechte sind kelchartige Kapseln (5mm lang), die winzige Samen enthalten. (#92/267)

Vorkommen:

Suedliches Nordamerika bis Argentinien, Westindische Inseln; (#11)

C. Raetsch gibt einen aehnlichen Bereich der Verbreitung an: Der Strauch ist hauptsaechlich im Hochland von Mexiko, aber auch in Baja California verbreitet. Er kommt ueberall in Suedamerika bis nach Argentinien vor. (#92/266)

Pflanzl. Fam.:

Lythraceae - Weiderichgewaechse

Allgemeines:

Die Gattung Heimia umfasst 3 Arten. (#92)

Die Namen deuten auf eine psychoaktive Wirkung; Im mexikanischen Hochland werden die leicht verwelkten und zerquetschten Blaetter mit Wasser fermentiert und aus diesem dann ein berauschendes Getraenk erzeugt. Diese interessante Gattung umfasst 3 aehnliche Arten, die alle eine wichtige Rolle in der Eigeborenenmedizin spielen. (#11)

Die Indianer im mexikanischen Hochland stellen aus den Blaettern den Sinicuiche-Trank einen "vergesslich machenden Zaubertrank" (Reko) her. Dazu werden die Blaetter im angewelkten Zustand fuer einen Tag in Wasser gelegt und dann ausgepresst. Der Saft wird dann der Gaerung ueberlassen. Angeblich wird der Trunk fuer Gedaechtnisreisen, zur Erinnerung an vorgeburtliche Erfahrungen getrunken. Heiler in Tamaulipas und Veracruz trinken Sinicuiche um Wahrsagen und Prophezeien zu koennen. Dazu stellte der Heiler aus Veracruz den Trank aehnlich her, wie die Maya den Balche-Trank brauen. Er gab die Blaetter mit Honig zusammen in Wasser und liess die Loesung fermentieren. Nach einigen Tagen konnte der Trunk fuer den gewuenschten Effekt eingenommen werden. (#32)

Wirkungen:

Obschon der uebermaessige Genuss von Sinicuichi dem Koerper auf die Dauer vermutlich schadet, treten im allgemeinen keine unangenehmen Nebenwirkungen auf. (#11)

Der aus H.s. gebraute Trank hat nur schwach psychoaktive Wirkungen: "Sinicuiche ist von schwach intoxikierender Wirung. Es verursacht einen angenehmen, leicht euphorischen Schwindel, Taubheit, und die Umgebung wird dunkler wahrgenommen. Gehoershalluzinationen treten auf, der Berauschte hoert unklare Toene aus grosser Distanz. Die Umwelt schrumpft. Es sind keine unangenehmen Nachwirkungen bekannt.", beschreiben Scholz und Eigner im Jahre 1983 auf Seite 75. (#92/268)

Immmer wieder wird von gelbsichtigen Visionen und leichten auditiven Halluzinationen, Tunneleffekten und Tunnelvisionen berichtet (D. McKenna, 1995). Auch Schuettelfrost wurde genannt (muendl. Mitteilung Bob Wallace).

Die Alkaloide zeigen im Tierversuch anticholinerge und antispasmodische Wirungen. Die Pharmakologie von Cryogenin soll mit der des Gesamtextraktes identisch sein. Selbstversuche mit Cryogenin haben keine Psychoaktivitaet belegt. (#92/268)

Geschichte:

Aztekisches, heiliges Kraut einst gebraucht fuer Trancedivination, akustische Wirkungen und seltsame, gelb getoente Visionen. (&1)

19. Jhdt.: Die Pfl. wird zur Behandlung der Syphilis empfohlen. (#92/266)

1994: Malone und Rother untersuchen die Pflanzen und publizieren im Journal of Ethnopharmacology. (#92)


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie