Virola theiodora (Spruce ex Bentham) Warburg

Pflanzenbild Bildquelle. 1. Pflanze. 2. Bluetenstaende. 3. Bluetenquerschnitt.

Andere Namen:

Epena, (#15) Epena, (#11, #45/126, #47, #62) Parica, (#11, #45/123, #47) Talgmuskatnussbaum, (#36) Yakee, (#11, #15, #45/122, #47) oo-koo-na, koo-troo-koo, Schnupfpulver: hakudufha, (#45/122) Nyakwana (Waika), (#11, #45/126, #62) Ebena, Nyauana, (#11) yato. (#45/122, #47)

Inhaltsstoffe:

Die Rinde, Wurzeln, Blaetter und Blueten (#57/82) enthalten die halluzinogenen Tryptamine DMT und 5-Methoxy-DMT. (#11, #45/134, #57) Die Blueten haben einen Alkaloidgehalt von 0,44% DMT. (#57/85) Das Harz enthaelt nach einer Untersuchung von Holmstedt bis zu 11% Gesamtalkaloidgehalt, hauptsaechlich 5-Methoxy-DMT, aber auch geringe Mengen DMT. (#45/134, #62) Die Rinde enthaelt hauptsaechlich DMT und 5-Methoxy-DMT, obwohl auch Tryptamin, N-Monomethyltryptamin, 5-Methoxy-N-monomethyltryptamin und 2-Methyl-1,2,3,4-tetrahydro-beta-carbolin, sowohl in der Rinde als auch im Rindensekret, vorkommen. (#62)

Die Rinde, die Wurzeln, die Blaetter und die Blueten sollen laut J.Ott DMT und 5-Methoxy-DMT beinhalten, berichten Trout's Notes aus dem Internet. (Neurosoup)

Aussehen:

R.E. Schultes und A. Hofmann geben in ihrem Buch "Pflanzen der Goetter" eine botanische Beschreibung dieser Pflanzenart an:

Die Pflanze ist ein schlanker, 7,5-23m hoher Baum. Sie hat einen zylindrischen Stamm mit bis zu 46cm Durchmesser. Dieser ist mit einer charakteristisch glatten Rinde bedeckt, die braungesprenkelt und mit grauen Flecken durchsetzt ist. Die Blaetter duften im gedoerrten Zustand leicht nach Tee. Die maennlichen Bluetenstaende sind vielbluetig, meist braun oder goldig behaart, jedoch kuerzer als die Blaetter. Die Pflanze besitzt winzige Blueten, die einzeln oder in Buescheln (2-10) auftreten und einen scharfbeissenden Geruch verstroemen. Die innere Rindenschicht enthaelt reichlich rotes Harz. (#11/59)

Vorkommen:

Tropische Zonen von Zentral- und Suedamerika, in den Waeldern des westlichen Amazonasbeckens. (#11/59)

Pflanzl. Fam.:

Myristicaceae - Muskatnussbaumgewaechse

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Allgemeines:

Epena ist der Name eines halluzinogenen Schnupfpulvers, dass verschiedene Indianerstaemme des noerdlichen Suedamerikas, (#15) im Amazonasgebiet von Venezuela, Kolumbien und Brasilien, (#25) zur Heilung und Diagnose von Krankheiten, zur 'Wahrsagerei' und anderen rituellen Zwecken verwenden. (#15, #25) Ebenso nimmt man dort an, dass man unter dem Einfluss der Droge mit der Welt der 'Geister' kommunizieren kann. (#25) Verwendet wird die innere, (#11, #15) reichlich mit roten (#11) Harz versehene (#11, #36) Rindenschicht, die zumeist mit Wasser zu einem dicken Sirup eingekocht wird. Der Sirup wird getrocknet, fein gemahlen (#11, #36) und zusammen mit anderen Rindenaschen in betraechtlichen Mengen (3-6) Teeloeffel in die Nasenloecher geblasen. (#15) Die fuer den halluzinogenen Gebrauch wichtigste Virola-Art ist Virola%20theiodora.(#11/164, #45/126, #62/170) Es werden aber auch andere Virola-Arten verwendet. So werden zum Beispiel V. calophylla, (#25) V. cuspidata, (#45/126, #62/170) aber auch V. calophylloidea und auch V. rufula verwendet. (#45/126, #62/170)

Botanisch gesehen, ist sie die amerikanische Gattung der verwandten Muskatnuss- (Myristica-)Arten aus der Alten Welt, schreiben R.E. Schultes und A. Hofmann. (#11/164)

Die Bereitung des nyakwana Schupfpulvers wird von R.E. Schultes und A. Hofmann in ihrem Buch "The Botany and Chemistry of the Hallucinogens" folgendermassen beschrieben:

Die weiche, innere Rindenschicht wird von einem frisch gefaellten Baum heruntergeschaelt. Ein Feuer wird am Rand der Faellung gemacht. Die Rindenstreifen, etwa 60cm lang und 15cm breit, werden in die Naehe des Feuers gelegt und vorsichtig erhitzt, um eine Art "Bluten" des roten Harzes zu ermoeglichen, dass aufgefangen wird. Das Harz wird zu einer dicken Konsistenz eingekocht. Beim Abkuehlen kristallisiert es als schoenes, bernsteinrotes Harz. Dieses wird zu einem sehr feinen Pulver zermahlen, dass ohne Zutat als nyakwana Schnupfpulver konsumiert wird. (#45/126f.)

Es gibt noch andere Bereitungsmethoden:

Bei den Indianern Kolumbiens wird die Rinde am fruehen Morgen von den Baeumen geschaelt; auch die weichen inneren Schichten werden abgekratzt und etwa 20 Minuten lang in kaltem Wasser geknetet. Die braeunliche Fluessigkeit wird dann filtriert und zu einem dicken Sirup eingekocht, der daraufhin getrocknet, pulverisiert und mit der Rindenasche eines wilden Kakaobaumes vermischt wird. Die Waika-Gruppen kennen eine ganze Reihe anderer Zubereitungsmethoden. Die Eingeborenen am Orinoco raspeln oft die Kambiumschicht von Rinde und Stamm ab und trocknen sie sorgfaeltig ueber dem Feuer, um sie fuer den spaeteren Gebrauch haltbar zu machen. Wenn die Droge benoetigt wird, benetzen und kochen sie die Spaene eine halbe Stunde lang oder laenger und lassen die Fluessigkeit zu Sirup eindicken. Dieser wird getrocknet, zu Pulver zermahlen und fein gesiebt. Der so gewonnene Staub wird mit der gleichen Menge eines Pulvers gemischt, das aus den getrockneten, aromatischen Blaettern einer kleinen Pflanze, Justicia pectoralis var. stenophylla, gewonnen wird. Schliesslich wird eine dritte Zutat beigefuegt: die Asche der Rinde von Elisabetha princeps. (#11/166f.)

Die Witoto in Kolumbien schaelen die Stammrinde vollstaendig ab. Die glaenzende Kambiumschicht zwischen der Rinde und dem kahlen Stamm wird mit dem Ruecken der Machete abgestrichen und sorgfaeltig in einer Kalebasse gesammelt. Dieses Material verfaerbt sich allmaehlich zu einem braeunlichen Rot. Das noch feuchte Material wird geknetet, mehrmals ausgequetscht und durch ein geflochtenes Sieb gepresst. Die so ausgepresste und ausgequetschte Fluessigkeit, vorwiegend Kambiumsaft, ist von hellbrauner Farbe. Ohne weitere Verarbeitung wird sie rasch aufgekocht; moeglicherweise geschieht dies, um die berauschende Wirkung zu erhalten, denn durch das Aufkochen werden Enzyme zerstoert, die die aktiven Substanzen abbauen koennen. Unter haeufigen Umruehren laesst man die Fluessigkeit weiterkochen, bis sich das Volumen verringert hat. Wenn der Sirup schliesslich eindickt, nimmt man den Topf vom Feuer und rollt aus der Paste Pillen, die fuer den sofortigen Gebrauch bestimmt sind. Diese Pillen behalten ihre Wirkung nach den Angaben der Eingeborenen etwa 2 Monate lang bei. Tabletten, die nicht zum schnellen Gebrauch gedacht sind, werden mit einer Schicht ueberzogen, die aus mehreren anderen Pflanzen hergestellt wird. Dieses "Salz", wie die Eingeborenen sagen, wird immer im gleichen Verfahren gewonnen: Das Pflanzenmaterial wird zunaechst verbrannt; die Asche schuettet man in einen Trichter, der aus rohen Blaettern oder Rinde besteht; dann wird das Filtrat eingekocht, bis sich ein grauweisser Rueckstand, ein "Salz" bildet. Die Pillen aus dem klebrigen Harz werden in dieses Pulver eingerollt. (#11/168)

Die Bora in Peru loesen die Rindenstuecke ab. Die sproede aeussere Borke wird bis auf die weichere innere Rinde abgeschaelt. Diese Schicht verfaerbt sich durch das geronnene und oxydierte "Harz" rasch braun. Mit einem Holzstoessel wird die Rinde tuechtig auf einen Balken zerstampft und dann geraffelt. Die Spaene werden im Wasser eingeweicht und gelegentlich geknetet, etwa eine halbe Stunde laenger oder auch mehr. Anschliessend wird die Rindensuppe in einem Topf eine weitere halbe Stunde gekocht. Das ausgepresste Rindenmaterial wird herausgenommen, waehrend man die Fluessigkeit unter staendigem Ruehren weiterkochen laesst, bis eine dicke Paste entsteht. Aus ihr werden kleine Schluckpillen geformt. Die Pillen werden ebenfalls mit Asche ueberzogen. (#11/169f.)

Die Bora, Muinane und Witoto, drei Indianerstaemme im kolumbianischen Amazonasgebiet und angrenzenden Peru, verwenden Virola-Arten nicht zum Schnupfen, sondern schlucken kleine Pillen, die sie aus dem Harz des Baumes hergestellt haben, und fuehren so einen Rauschzustand herbei. Dabei werden mehrere Arten benutzt (Virola theiodora, V. pavonis, V. elongata, (#11/167, 62/170) V. surinamensis und V. loretensis). (#62/170) Die Pillen werden mit Asche von verschiedenen Pflanzen umgeben. Als Quelle fuer die Asche dienen Theobroma subincanum und Eschweilera itayensis, wie R.E. Schultes und Raffauf feststellten. (#62/170) Damit diese Pillen auch oral konsumiert werden koennen, muss ein MAO-Hemmer hinzugefuegt werden, da die in der Pflanze enthaltenen halluzinogenen Tryptamine oral nicht wirksam sind. Entweder enthaelt die Pflanze doch MAO-Hemmer, oder diese werden in Form einer anderen Pflanze hinzugefuegt. (eigen)

Wirkungen:

Bereits wenige Minuten nach dem Schnupfen tritt (#45/130) Hyperaktivitaet auf, darauf folgt unruhige Schlaefrigkeit, waehrend der die alptraumartigen Halluzinationen im Gesichtssinn andauern. (#11/169)

Sucht:

Die Ausbildung einer koerperlichen oder glaubhaften, psychischen Abhaengigkeit ist nicht bekannt geworden. (eigen)

Pflanzenbild Bildquelle. Die Pflanze.

Geschichte:

1909: Der deutsche Anthropologe T. Koch-Gruenberg berichtete von der Existenz eines "magischen Schnupfpulvers", welches hakudufha genannt wird und von den Yekwana Indianern im Orinocobecken verwendet wird. T. Koch-Gruenberg, dass das Halluzinogen fuer einen "starken stimulierenden Effekt" eingenommen wurde. Er bemerkte, dass die Droge aus der Rinde und nicht aus den Samen bereitet wurde.(#62/169)

1938: Der brasilianische Botaniker A. Ducke berichtete, dass die Blaetter von Virola theiodora und V. cuspidata die Grundlage des Schnupfpulvers bilden. (#11/165, #45/123, #62/169) Die Blaetter werden in Wirklichkeit nicht benutzt. (#11/165, #45/123)

1965: Die Untersuchung, die von Holmstedt am Harz von Virola theiodora unternommen wurde, war ungewoehnlich hoch im Alkaloidgehalt, der 11% betrug. Die Proben stammten aus einem von Waika-Indianern praeparierten Schnupfpulver, dass aus der Gegend des Rio Totobí im brasilianischen Amazonasgebiet. (#45/134)

1968: Agurell et al. fanden hauptsaechlich 5-Methoxy-DMT und geringere Mengen DMT in einem bras. epena-Schnupfpulver, dass aus der Pflanze Virola theidora gewonnen wurde. (#57/82, #62/172)

1969-1992: Die Arbeit von Richard Evans Schultes und seinen Mitarbeitern Swain und Raffauf zeigte auf, dass die Witoto-, Bora- und Muiname-Indianer essbare Pillen aus dem Harz von Virola theiodora, V. elongata, V. pavonis, V. surinamensis oder V. loretensis herstellen, welche mit Asche umgeben werden, und zur halluzinogenen Berauschung eingenommen werden. (#62/170)

1980: Holmstedt et al. finden 0,44% des Halluzinogens DMT in den Blueten. (#57/82)


Bildquellen:

Abbildung 1: Zeichner: SMITH E.W.; In: SCHULTES Richard Evans, HOFMANN Albert: "The Botany and Chemistry of Hallucinogens", THOMAS Charles C. Publishers, S. 129, 1980.

Abbildung 2: Photograph/in: unbekannt; Quelle: "Plant of the Gods";

Abbildung 3: Zeichner/in: unbekannt; Quelle: Internet;


Bibliographie:

Das Quellenverzeichnis der Enzyklopaedie